Bei der Free Software Foundation Europe e.V. (FSF Europe) sieht man das anders. ,,Vom jetzt vorliegenden Vorschlag der EU-Kommission muss man in jeglicher Hinsicht abraten", warnt Bernhard Reiter, Vorsitzender der deutschen Sektion der FSF Europe im Gespräch mit Kommune21. ,,Wichtig bei diesem Thema ist, dass es hierbei nicht nur um Freie Software geht was allerdings durch die Vorgänge in München in der Öffentlichkeit so dargestellt wurde. Sollte diese Patentregelung kommen, müsste sich jedes Software-Projekt, ob auf Basis von Freien oder proprietären Programmen, die Patentrisikofrage stellen das wäre für die gesamte deutsche Software- Wirtschaft und auch die Anwender eine Katastrophe." Denn mit der aus Sicht von Reiter im Vergleich zu vorausgegangenen Entwürfen der EU-Kommission noch erheblich verschärften Regelung müssten die jeweiligen Rechtsabteilungen gegen einen Wald an Software-Patenten ankämpfen. Dies würde die Kosten dramatisch in die Höhe treiben und zu weniger Innovationen führen. ,,Jeder Wirtschaftsraum, in dem diese Innovationsbremse eingesetzt wird, wird Schaden nehmen", sagt Reiter voraus. Dass die Rechtsunsicherheiten zum Stolperstein für die Münchener Migration wird, glaubt Reiter allerdings nicht. ,,Die Frage ist, welche Alternative die Stadt hat. Proprietäre Software birgt ja noch mehr rechtliche Gefahren, denn hier kommt noch die Gefahr hinzu, dass undurchsichtige Lizenzregelungen verletzt werden. Dies macht ein Lizenz-Management erforderlich, das wiederum Zusatzkosten nach sich zieht." Zum einen würden die negativen Auswirkungen von Patentstreitigkeiten unterschätzt, zum anderen hätte die Anwaltslobby selbst ein (Geschäfts-)Interesse an einer rigiden rechtlichen Lösung.